Das Pferd und das Reh
06. Februar 2023 | Katja Schönmann
Für spirituelle Menschen stellt sich immer wieder die Frage: Wie geht das mit der Seele und dem Körper, mit unserem Ego / unserem Verstand und unserem höheren Bewusstsein zusammen. Wie bringen wir die beiden in Einklang und wie finden wir innere Ruhe und Frieden?
Fakt ist, dass ein Funken unserer Seele seine Wohnstatt in unserem Körper hat und damit die Verbindung zu den höheren Bewusstseinsebenen, zum Wissen der Seele, die Verbindung zur Schöpferquelle besteht.
Unsere Seele hat einen Plan, einen Plan, Erfahrungen zu machen, der sich oft weit, weit über ein Leben hinaus erstreckt. Das, was wir als Menschen manchmal verfluchen – die Prüfungen, das Leid, der Schmerz, die Herausforderungen – ist für die Seele ein Spielplatz, und zwar ein abenteuerlicher, bunter, lustiger und sehr spannender! Die Seele in ihrer Unendlichkeit kann gar nicht nachvollziehen, wieso der Mensch sich sträubt, wieso ein Mensch lieber einfach glücklich wäre, ohne all diese Erfahrungen, wieso ein Mensch jeden schwierigen Tag als eine Zeitverschwendung empfindet und sehr gerne auf die schmerzlichen Anteile verzichten würde.
Bewusstseins- und Seelenentwicklung vollzieht sich nicht über unseren Verstand, sondern über unser Herz, unsere integrierten Emotionen und unseren Geist, der dem Verstand weit übergeordnet ist, da er einen größeren Rundblick besitzt. Unser Ego, das ich dem Verstand zuordne, ist darauf bedacht, uns zu beschützen vor Gefahren, schmerzlichen Erfahrungen und vor Unsicherheit, da es darauf keine passende Antwort kennt. Es müsste sich einer höheren Instanz anvertrauen, damit aber völlig ungewissen, unkontrollierbaren Boden betreten. Für ein ausgeprägtes Ego geht das gar nicht!
Und da stehen wir nun, wie Goethes Faust und müssen uns eingestehen: „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust!“ – genau genommen nicht zwei Seelen, sondern zwei sehr gegensätzliche Kräfte, die ganz unterschiedliche Zwecke verfolgen. Was tun wir nun damit? Wie lässt sich ein Leben in diesem Paradoxon, in dieser Dualität führen? Wem geben wir nach und auf welchen Pfaden sollen wir wandeln?
In dem Buch „Nectar for Your Soul”¹ habe ich darauf eine wundervolle und für mich sehr befriedigende Antwort gefunden. Die Autoren vergleichen Die Seele mit einem scheuen Reh und den Körper mit einem Pferd– und unsere Aufgabe in diesem Leben ist es, die beiden vor EINEN Wagen zu spannen, sie gemeinsam zu lenken und es gelingen lassen, dass beide gemeinsam (in die gleiche Richtung) ziehen und beide ihre Kräfte für den Wagen (und damit für uns als Lenker) einsetzen.
Wir als Lenker haben die Aufgabe, als kraftvoller, sicherer und unbeirrbarer Mediator zwischen den beiden zu wirken und die Sprache des einen in die Sprache des anderen zu übersetzen und dem Reh und dem Pferd dabei zu helfen, sich zu verstehen; sogar glücklich miteinander zu kommunizieren und freudig mit dem anderen gemeinsam den Weg zu beschreiten.
Welchen Vorteil hätte der Körper (das Pferd), wenn er gar nicht auf das Reh einginge? Er könnte den Pfad des Genusses, der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung (nach Nahrung, Wärme, Schutz, Sicherheit) beschreiten und nicht der leisen Stimme des Rehs (der Seele) lauschen. Schlussendlich wird sich die Seele über den Körper, und zwar über Krankheit zu Wort melden und den Körper zur Umkehr zwingen. Schlussendlich meint wirklich, dass das sehr, sehr lange gut gehen kann; aber sind denn unsere Zivilisationskrankheiten wirklich unvermeidliche Erscheinungen, die in einem bestimmten Alter eintreten müssen? Sind sie nicht eher die verkörperte Stimme der Seele, die zeigen möchte, dass dieser Weg nicht zu innerem Frieden, zu innerer Freiheit, zu Bewusstseinsentwicklung führt?
Was aber wiederum hätte die Seele davon, wenn das Körpersystem ständig Alarm schlagen würde, weil der Mensch versucht, das Ego / den Körper / den Verstand zu bemeistern durch übertriebene Askese, durch zwanghaften Verzicht, durch eine Leben in Staub und Asche? Der Körper als Herberge der Seele besitzt das Recht, zufrieden zu sein, seine Bedürfnisse (auch materielle) erfüllt zu sehen, in einem guten, gesunden Zustand zu sein und in angenehmen Lebensumständen zu weilen. Hätte ein gestresster Körper / Verstand denn überhaupt noch das Potential, sich mit den „großen Fragen“ auseinander zu setzen, wenn er ständig Bange um die Miete hat, das nächste Abendessen oder seine Sicherheit?
So besteht die Aufgabe darin, beiden, dem Pferd und dem Reh, klarzumachen, dass sie gleich-wertig sind, dass sie Spiel-Partner sind, die sich gegenseitig beflügeln können. Beide haben Rechte und beide haben Aufgaben und keine hat weniger Wert, Bedeutung oder Daseinsberechtigung. Und beide bergen wundervolle Fähigkeiten, die dem anderen dienen können.
Wie sollte die Seele sich entwickeln, wenn ihr der Ort für emotionale Erfahrungen versagt bliebe? Ohne Körper ist die Seele ein Windhauch, der über der Erde schwebt, aber sie kann nichts fühlen, sie kann sich nicht erweitern und Neues lernen. Ohne die Seele bliebe dem Körper die Glückseligkeit und der Frieden, der mit der Verbundenheit zum Göttlichen einhergeht, versagt.
Der Körper stellt als Liebesgabe für dieses Zweiergespann sich selbst als Wohn-Ort für die Seele zur Verfügung und damit die Möglichkeit, Emotionen zu erleben. Die Seele wiederum schüttet ihr Füllhorn der Glückseligkeit, des Friedens und der Erfahrung der Verbundenheit über dem Körper aus.
So könnten die beiden in friedlicher Zweisamkeit zu leben, sich gegenseitig nähren und bereichern und miteinander wachsen – wenn auch die Zeit des Körpers begrenzt ist. Und hier geht es nicht darum, dem einen ODER anderen „seine Zeit“ zu geben, sondern danach zu trachten, dass sie beide überwiegend miteinander Spaß haben, gemeinsam.
Wie schön kann ein Essen sein, wenn ich es nicht nur mit allen Sinnen erlebe, sondern mein Herz voller Dankbarkeit für die Gabe, die ich damit erhalte, öffne? Und Dankbarkeit ist die Verbindung, mit der die Seele angesprochen und bereichert wird. Ich lade Dich ein, dieses Beispiel in eine lange Liste zu verwandeln – es gibt so viele Gelegenheiten, wo nicht nur das Pferd profitiert oder das Reh, sondern wo der eine von beiden etwas erfährt und es mit dem anderen teilen kann ….
Was fällt Dir dazu ein?
Ich möchte Dich nur noch mit einer Anrufung für die Römischer Kamille und für Melissa beglücken, die für mich ganz stark diese Brücke darstellen und mich dabei begleiten, beide Anteile zu sehen, zu fühlen und miteinander zu verbinden:
„Ich rufe die Heilige Urkraft von Roman Chamomille, lass Dein goldenes Licht in seiner Weichheit voll Mitgefühl in mich hineinfließen und öffne mich für den Weg, den mein Herz schon lange kennt, nur mein Verstand noch nicht. Ich lasse los und gebe mich dem göttlichen Plan und dem Ruf meines Herzens hin.“
„Ich rufe die Heilige Urkraft von Melissa, verbinde mit Deinem reinen Licht mein Herz und meinen Verstand wieder miteinander. Mein Höheres Selbst und meine Intuition führen mich auf meinem Weg und ich erfahre tiefen Frieden und Einklang. Diese Kraft ist das Wunder meines Lebens.“²
¹Nectar for Your Soul, Vladimir Dubkovskiy und Valeria Dobkovskaya, Moskau 2011
²Emotional Rooting, Katja Schönmann, München 2022
Ich bin Katja Schönmann und die Gründerin der „Academy of Light“ und möchte gemeinsam mit anderen Dozenten Menschen eine Plattform bieten, ihren individuellen Weg zu sich selbst zu beschreiten und Inspiration zu finden.